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Hereon-Forschende modellieren Ölkatastrophe im Schwarzen Meer

Internationales Team setzt Computermodelle im Auftrag Bulgariens ein

Zwei mit Schweröl beladene Schiffe sind Mitte Dezember 2024 vor der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer verunglückt. Das bulgarische Ministerium für Umwelt und Gewässer bat Prof. Emil Stanev vom Helmholtz-Zentrum Hereon um eine Vorhersage über die Ausbreitung des Ölteppichs. Stanev konnte schnell lokale Entwarnung geben: Seine Simulationen ergaben, dass das Öl Bulgarien nicht kurzfristig erreichen wird . Die Rechnungen konnten anschließend mit realen Daten bestätigt werden. Die Untersuchung zeigt, wie erfolgreich wissenschaftlich fundierte Warnsysteme im Falle mariner Umweltkatastrophen sein können.

In der Straße von Kertsch tobte am 15. Dezember 2024 ein Sturm der Windstärke 8. Die Meerenge verbindet das Schwarze und das Asowsche Meer zwischen der Halbinsel Krim und der Halbinsel Taman. Die Öltanker Volgoneft-212 und Volgoneft-239 gerieten dort in Seenot. Einer zerbrach in zwei Teile, der andere lief auf Grund. Beide verloren Tausende Tonnen Öl. Auf Anfrage des bulgarischen Ministeriums für Umwelt und Gewässer nahm Stanev umgehend Berechnungen vor . Er stellte dazu am Hereon ein Team aus Dr. Joanna Staneva, Dr. Marcel Ricker und Dr. Bughsin Djath zusammen.

Zusammenarbeit durch Helmholtz-Projekt

Stanev arbeitet am Hereon-Institut für Küstensysteme - Analyse und Modellierung sowie an der Universität Sofia „St. Kliment von Ohrid” in Bulgarien. Er holte zusätzliche Unterstützung von Violeta Slabakova und Dr. Ivelina Zlateva vom Institut für Ozeanologie der Bulgarischen Akademie für Wissenschaften (IO-BAS). Hereon und IO-BAS arbeiten bereits im Helmholtz-Partnering-Projekt „SEA-ReCap“ und im EU-Projekt „DOORS“ unter Leitung von Joanna Staneva zusammen. Sie entwickeln Warnsysteme für marine Umweltkatastrophen.

Diese Numerische Simulation der Ölausbreitung nahe der Straße von Kertsch zeigt, wie sich das Öl von den Tankern (grün) nach Südosten übers Wasser ausbreitet (blau), dann nach Norden treibt und an der Küste anlandet (rot). Quelle: Hereon/Marcel Ricker

Diese Numerische Simulation der Ölausbreitung nahe der Straße von Kertsch zeigt, wie sich das Öl von den Tankern (grün) nach Südosten übers Wasser ausbreitet (blau), dann nach Norden treibt und an der russischen Küste anlandet (rot). Quelle: Hereon/Marcel Ricker

„Zur Vorhersage der Ausbreitung des Ölteppichs benötigten wir Daten über den Unfallort der Schiffe, Windgeschwindigkeiten, Strömungen und Wellen in den kommenden Tagen“, berichtet Stanev. Das war schwierig, denn aufgrund der Wolkenbedeckung während des Sturms gab es noch keine aussagekräftigen Satellitendaten. Die Forschenden griffen deshalb vorerst nur auf Daten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus zurück. Sie berechneten verschiedene Szenarien. Alle zeigten ein überraschendes Ergebnis: Das Öl breitete sich zunächst nach Südosten und dann nach Norden aus, wo es an die russischen Küsten gespült wurde. Es folgte damit nicht der westwärts gerichteten Hauptströmung. Mit ihr hätte es sich über das gesamte Schwarze Meer ausgebreitet - bis an die bulgarische Küste. Dass das nicht eintrat, führen die Wissenschaftler auf den starken Sturm aus Nordwesten zurück.

Am 18. Dezember lagen die ersten Satellitenbilder vor. Die Forschenden fanden darauf keine signifikanten Ölrückstände. „Das lässt darauf schließen, dass ein Großteil des Öls am 18. Dezember bereits an der russischen Küste im Norden angelandet war“, sagt Stanev. Nachrichtenagenturen bestätigten dies wenig später.

Chance für Regierungen

Stanev und sein Team konnten mit ihren Computermodellen die Ausbreitung des Öls korrekt vorhersagen. Hätten ihre Berechnungen ergeben, dass das Öl in Bulgarien ankommt, wäre die Regierung noch rechtzeitig zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen in der Lage gewesen. In der Straße von Kertsch seien eine genauere Schadensbewertung und effektive Maßnahmen aufgrund der angespannten internationalen Lage in der Region jedoch nicht möglich gewesen, sagt Stanev.

Das bulgarische Ministerium für Umwelt und Gewässer hat am 16. Dezember 2024 einen Bericht von Stanev und seinem Team online veröffentlicht, um die Bevölkerung zu informieren:

Bulgarisches Ministerium für Umwelt und Gewässer (nur auf Bulgarisch)

Weitere Informationen


Institut für Küstensysteme - Analyse und Modellierung Europäisches Erdbeobachtungsprogramm Copernicus

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