Ameise im Detail Foto: DESY/ Marta Mayer
| Pressemitteilung

Neue Ameisenart nach Hereon benannt

Forschende entdecken ausgestorbene Ameisenart in rund 20 Millionen Jahre altem Bernstein

Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Universität Rennes in Frankreich, der Universität Gdansk in Polen sowie des Helmholtz-Zentrums Hereon in Geesthacht und hat eine bislang unbekannte ausgestorbene Ameisenart entdeckt. Die neue Art und Gattung erhält den Namen †Desyopone hereon gen. et sp. nov. Damit honorieren die Forschenden das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) und das Hereon, die mit modernen Bildgebungsverfahren erheblich zu diesem Fund beigetragen haben. Letztlich war die Identifizierung nur durch die Kombination von umfangreichen Phänotypendaten aus Scans und neueren Erkenntnissen aus Genomanalysen lebender Ameisen möglich. Über seine Entdeckung berichtet das Team im Magazin „Insects“.

Bild Forschergruppe

Ein stolzes Team (von links): Prof. Martin Müller (Hereon), Prof. Christian Schroer (DESY), Dr. Brendon Boudinot (Friedrich-Schiller-Universität Jena), Dr. Jörg Hammel (Hereon) Foto: DESY/ Marta Mayer

Was zunächst für Vertreter einer bereits bekannten Unterart gehalten wurde, stellte sich als überraschender Neufund heraus: Das Forschungsteam unter Beteiligung des Helmholtz-Zentrums Hereon hat eine neue, fossile Ameisenart entdeckt. Entscheidend beigetragen hat die Technik von Hereon und des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (DESY). Denn aufgrund ihrer hochauflösenden, durch Synchrotron-Mikro-Computertomographie gewonnenen Bilder musste das Team seine erste These revidieren: „Das komplexe Taillensegment und die großen aber rudimentären Mandibeln, die Mundwerkzeuge, sind uns eher von den Ponerinae – also den Urameisen – bekannt“, sagt Dr. Brendon Boudinot, der im Rahmen eines Humboldt-Forschungsstipendiums an der Universität Jena arbeitet. „Deshalb ordnen wir die neue Art und Gattung dieser Unterfamilie zu, auch wenn sie darin eine bisher einzigartige Gestalt aufweist, da die lange Taille und der ansonsten nicht eingeschnürte Hinterleib eher an die Aneuretinae erinnern.“ Der entscheidende Beitrag von Hereon und DESY wird mit der Namensgebung honoriert. Die neue Art heißt nun †Desyopone hereon gen. et sp. nov.

Einzigartiger Bernstein

Foto Ameise Detail

Die Schönheit liegt im Detail Foto: DESY/ Marta Mayer

Nicht nur die Bestimmung, sondern auch die Datierung des Fundes stellte die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vor Herausforderungen. Denn der Bernstein ist ebenso einzigartig wie sein Innenleben. „Das Stück stammt aus dem einzigen Bernsteinvorkommen in Afrika, das fossile Organismen in Einschlüssen aufweist. Überhaupt gibt es nur wenige fossile Insekten von diesem Kontinent. Zwar wird der Bernstein in der Region schon seit langem von Einheimischen als Schmuck verwendet, seine wissenschaftliche Bedeutung offenbart sich den Forschenden aber erst seit etwa zehn Jahren“, erklärt Vincent Perrichot von der Universität Rennes. „Das Exemplar bietet deshalb den einmaligen Einblick in ein uraltes Waldökosystem in Afrika.“ Er stamme aus dem frühen Miozän und ist 16 bis 23 Millionen Jahre alt, so der Experte. Seine komplizierte Datierung sei nur indirekt durch die Altersbestimmung der fossilen, im Bernstein eingeschlossenen Sporen und Pollen möglich.

Moderne Methoden für den Blick in die Vergangenheit

Forschungsergebnisse wie diese sind nur durch den Einsatz modernster Technik möglich. Da das Genmaterial von Fossilien nicht analysiert werden kann, sind genaue Daten und Beobachtungen zur Morphologie der Tiere wichtig. Diese lassen sich durch hochauflösende Bildgebungsverfahren gewinnen – etwa durch die Mikro-Computertomographie (CT), bei der die Probe mit Röntgenstrahlen durchleuchtet wird.

„Da die zu untersuchenden im Bernstein eingeschlossenen Ameisen sehr klein sind und bei der klassischen CT nur einen sehr schwachen Kontrast zeigen, haben wir die CT an unserer Messstation durchgeführt, die auf solche Mikro-Tomographie spezialisiert ist“, erklärt Dr. Jörg Hammel vom Hereon-Institut Institut für Werkstoffphysik. „So erhielten die Forschenden einen Stapel von Bildern, die im Prinzip die untersuchte Probe scheibchenweise abbilden.“

Zusammengesetzt ergaben diese detaillierte dreidimensionale Abbildungen der inneren Struktur der Tiere, anhand derer sie die Anatomie nachvollziehen konnten. Nur so ließen sich die Details erkennen, die zur Bestimmung der neuen Art und Gattung führten.

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