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Klimawandel begünstigt Schietwetter-Winter in Hamburg

Das Norddeutsche Küsten- und Klimabüro vergleicht den Winter 2019/2020 mit der langfristigen Entwicklung

Dr. Insa Meinke ist Leiterin des Norddeutschen Küsten- und Klimabüros am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht. Sie ordnet den aktuellen Winter in der Metropolregion Hamburg ein, indem sie einen Blick in Vergangenheit und Zukunft wirft.

Teaser Winter Hh

Hamburg im Winter. [Foto: HZG/Jan-Timo Schaube]

Entwicklung der Temperaturen im Winter

Auch in der Hamburger Metropolregion ist die Erwärmung in allen Jahreszeiten deutlich messbar. So auch im Winter. Diese fallen heute im Mittel etwa 1 Grad wärmer aus als noch vor einigen Jahrzehnten. Dieser Winter ist jedoch deutlich wärmer. So lag die Mitteltemperatur in Hamburg-Neuwiedenthal von Anfang Dezember bis Ende Februar bei 5,6 Grad. Damit ist dieser Winter im Vergleich zur Referenzperiode 1961-1990 etwa 4,3 Grad wärmer und der zweitwärmste seit Messbeginn in Hamburg-Neuwiedenthal. Dementsprechend hat dieser warme Winter bislang nur zehn Frosttage und keinen einzigen Eistag hervorgebracht. Im Schnitt gibt es derzeit im Winter etwa 40 bis 45 Frosttage. Das sind bereits 15 bis 20 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 1961 bis 1990.

Entwicklung des Niederschlags

Auch bezüglich des Niederschlages lag dieser Winter im Hamburger Raum deutlich über dem Durchschnitt. Auch hier lässt sich bereits ein langfristiger Trend erkennen. So gibt es in der Hamburger Metropolregion im Winter heute etwa 10 bis 20 Prozent mehr Niederschlag als im Vergleichszeitraum 1961 bis 1990. In diesem Winter waren es jedoch etwa 65 Prozent mehr Niederschlag. Diese großen Schwankungen von Jahr zu Jahr sind jedoch nicht ungewöhnlich, so gab es seit Mitte der 90er Jahre immer wieder Winter mit Niederschlagsmengen, die mehr als 50 Prozent über dem langejährigen Mittel des Vergleichszeitraumes (1961-1990) lagen.

Entwicklung der Stürme im Winter

Winterstürme zeigen langfristig bisher keine systematischen Änderungen. So standen stürmische Winter im letzten Jahrhundert im ständigen Wechsel mit eher ruhigen Wintermonaten. Derzeit treten in Hamburg-Fuhlsbüttel im Mittel etwa 12 Sturmtage auf. In diesem Winter traten allein im Februar 13 Sturmtage auf. Insgesamt waren es 19. Demensprechend ist auch die bisherige Sturmflutsaison als eher aktiv einzuschätzen. So gab es beispielsweise am Pegel Cuxhaven acht Sturmfluten in dieser Saison Das sind deutlich mehr Sturmfluten als im langjährigen Mittel (1961-1990), welches bei etwa drei Sturmfluten in Cuxhaven liegt. Insgesamt hat die Sturmfluthäufigkeit an der deutschen Nordseeküste zugenommen. Somit kann die aktuelle Sturmflutsaison als exemplarisch für diese Entwicklung gewertet werden.

Voraussichtliche Änderungen ab Mitte dieses Jahrhunderts

Auf der Basis von mehr als 120 regionalen Klimaszenarien lässt sich ableiten, dass bei ungebremsten Treibhausgasausstoß ein Winter wie 2019/2020 in der 2. Hälfte des Jahrhunderts (2056 bis 2085) im Hamburger Raum normal sein könnte. Der thermische Vegetationsbeginn wäre dann etwa 50 Tage früher, also Ende Januar. Gleichzeitig könnte der letzte Frosttag dann in der ersten Märzhälfte und damit noch immer vergleichsweise spät auftreten. Somit würde die Spätfrostgefahr zunehmen. Inwieweit die Wechselwirkungen des Ökosystems durch einen derart schnellen Wandel beeinflusst würden, ist derzeit Gegenstand der Forschung.

Die Messdaten stammen von den Messstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) Hamburg-Neuwiedenthal und Hamburg Fuhlsbüttel.

Ansprechpartnerin


Dr. Insa Meinke
Dr. Insa Meinke

Leiterin „Norddeutsches Küsten- und Klimabüro"

Tel: 04152-871868

E-Mail Kontakt

Helmholtz-Zentrum Geesthacht
Institut für Küstenforschung