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Die Hoffnung auf weiße Weihnachten schmilzt dauerhaft

In Norddeutschland hoffen wir – wie auch im Rest der Republik – alle Jahre wieder auf weiße Weihnachten. Oft werden wir dabei enttäuscht. Denn es klappt bei uns im Norden unter den heutigen klimatischen Bedingungen nur etwa jedes dritte Jahr. Und auch innerhalb Norddeutschlands gibt es dabei deutliche regionale Unterschiede.

Riesen Adventskranz mit 2 leuchtenden laternen, in der Mitte eine Tanne

Foto: HZG/ Ina Frings

In Norddeutschland hoffen wir – wie auch im Rest der Republik – alle Jahre wieder auf weiße Weihnachten. Oft werden wir dabei enttäuscht. Denn es klappt bei uns im Norden unter den heutigen klimatischen Bedingungen nur etwa jedes dritte Jahr. Und auch innerhalb Norddeutschlands gibt es dabei deutliche regionale Unterschiede.

Wer auf Helgoland wohnt, hatte in den letzten 30 Jahren im Schnitt nur alle sieben bis acht Jahre weiße Weihnachten, in Schwerin und Hamburg immerhin etwa alle drei Jahre. Das lässt uns auch in diesem Jahr hoffen, denn in den letzten drei Jahren gab es weder in Schwerin noch in Hamburg Schnee zu den Festtagen.

Im Gegenteil: Im letzten Jahr wurden am 24. Dezember nahezu überall im Norden Rekordtemperaturen gemessen. In Hamburg war der Heiligabend 2013 mit einer mittleren Temperatur von 12 Grad Celsius einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Statistisch gesehen stehen die Chancen auf weiße Weihnachten dieses Jahr im Norden also je nach Region nicht schlecht – wäre da nicht der Klimawandel.

Schnee zu Weihnachten schon heute seltener?

 Diagramm bisherige Entwicklung der Durchschnittstemperatur im Jahr

Innerhalb der letzten 60 Jahre (1951-2010) zeigen die Auswertungen für Norddeutschland eine um etwa 1,2 Grad Celsius höhere durchschnittliche Temperatur im Jahr. Diagramm: Dr. Insa Meinke

In den letzten 60 Jahren hat sich die Lufttemperatur in Norddeutschland im Jahresmittel bereits um etwa 1,2 Grad Celsius erwärmt. Im Winter sogar um etwa 1,6 Grad Celsius. Das ergaben Auswertungen des Norddeutschen Klimabüros am Helmholtz-Zentrum Geesthacht und des Deutschen Wetterdienstes, die im Norddeutschen Klimamonitor veröffentlicht sind.

Oft hat man den Eindruck, dass weiße Weihnachten schon heute seltener geworden sind. An den Norddeutschen Messstationen des Deutschen Wetterdienstes in Schwerin, in Hamburg, auf Helgoland und auf dem Brocken ist dies aber innerhalb der letzten 60 Jahre nicht der Fall. Hier waren die Weihnachtsfeste von 1951-1980 ungefähr genauso oft weiß wie im Zeitraum nach 1980.

Wie sieht es in Zukunft aus?

Diagramm Klimaatlas Durchschnittstemperatur

Bis Ende des 21. Jahrhunderts (2071-2100) erwarten wir im Winter im Vergleich zu heute (1961-1990) eine höhere durchschnittliche Temperatur. Die Spannbreite dieser Änderung kann zwischen +1°C und +4.7°C liegen. Innerhalb dieser Spannbreite sind alle Änderungen aus heutiger Sicht plausibel. Screenshot Klimaatlas

Die durchschnittliche Temperatur in Norddeutschland liegt heute im Winter bei 1,2 Grad Celsius. Die regionalen Klimaszenarien weisen darauf hin, dass sich die Wintertemperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts in Norddeutschland um bis zu 4,7 Grad Celsius erhöhen können.

Laut den regionalen Klimaszenarien könnte dann zum Ende des Jahrhunderts fast jedes zweite Weihnachtsfest so mild ausfallen wie im Jahr 2013, denn bis dahin können Weihnachtstage, an denen es in Norddeutschland wärmer als zehn Grad Celsius ist, um etwa 15 bis 45 Prozent zunehmen.

Außerdem weisen die regionalen Klimaszenarien für Norddeutschland künftig auf eine Niederschlagszunahme im Winter hin. Diese kann je nach Region und Szenario bis Ende des 21. Jahrhunderts bis zu 46 Prozent betragen. Durch die höheren Temperaturen kommt der Niederschlag dann aber voraussichtlich seltener als Schnee und entsprechend häufiger als Regen zu Boden.

Wenn es schneit, bleibt der Schnee liegen?

Ob es überhaupt schneit ist die eine Frage. Eine andere und vielleicht ebenso interessante Frage ist, ob der gefallene Schnee liegen bleibt. Hier spielt der Bodenfrost eine entscheidende Rolle. Denn nur wenn der Boden ausreichend abgekühlt ist, schmilzt der Schnee nicht sofort wieder und bildet erst dann eine weiße Decke. Von Bodenfrost spricht man, wenn die Temperatur unmittelbar über dem Boden auf unter 0 Grad Celsius absinkt. Solche niedrigen Werte könnten in den wärmeren Wintern der Zukunft deutlich seltener auftreten.

Highlight weiße Weihnacht Weihnachtskranz grün

Ein großer Adventskranz auf der ostfriesischen Insel Norderney. In Zukunft könnte er zu Weihnachten immer häufiger wie hier in grün und nicht – wie auf dem Bild ganz oben – in weiß zu sehen sein. Foto: HZG/ Ina Frings

Wissenschaftlicher Hintergrund und Ausblick

Alle Angaben zum bisherigen Klima in Norddeutschland stammen von ausgewählten norddeutschen Messstationen des Deutschen Wetterdienstes sowie flächenhaften Daten verschiedener internationaler Forschungsinstitutionen.

Die Auswertungen des Norddeutschen Klimabüros zur möglichen zukünftigen weißen Weihnacht basieren auf verschiedenen regionalen Klimaszenarien, die in verschiedenen Forschungszusammenhängen durchgeführt wurden. Diesen Berechnungen liegen unterschiedliche Treibhausgaskonzentrationen zugrunde. Deshalb haben alle Angaben zur Zukunft Bandbreiten, innerhalb derer sich das Klima in Norddeutschland künftig ändern kann.

Wenn Sie mehr zum künftig möglichen Klimawandel erfahren möchten, besuchen Sie den Norddeutschen Klimaatlas. Für Informationen zum heutigen Klima in Norddeutschland und zur bisherigen Klimaentwicklungen in den letzten 60 Jahren steht Ihnen der Norddeutsche Klimamonitor zur Verfügung.

Kontakt


Dr. Insa Meinke
Dr. Insa Meinke Leiterin Norddeutsches Klimabüro

Tel: +49 (0)4152 87-1868

E-Mail Kontakt

Helmholtz-Zentrum Geesthacht