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Fliege im Bernstein

Mit den Bildgebungsverfahren des Hereons wurde eine bislang unbekannte Insektenfamilie entdeckt

Im Rahmen einer internationalen Studie unter Beteiligung des Helmholtz-Zentrums Hereon wurde eine unbekannte Fliege entdeckt. Die ausgestorbene Gattung mit dem Namen Christelenkidae konnte anhand des einzigartigen in Bernstein erhaltenen Exemplars namens Christelenka multiplex beschrieben werden. Trotz der enormen Insektenvielfalt ist die Entdeckung einer neuen Familie selten und trägt dazu bei, die Evolutionsgeschichte besser zu verstehen. Die Studie erschien jüngst im Fachjournal Arthropod Systematics & Phylogeny.

Foto der Fliege im Bernstein

Die neue in Bernstein konservierte Art Christelenka multiplex. Foto: Silesian Museum/ Jindřich Roháček

Bislang war dieses Insekt niemandem geläufig. Ein internationales Forschungsteam hat aus einem Bernsteinfossil eine völlig neue bisher unbekannte Insektenfamilie der großen Gruppe Acalyptrata beschrieben. Zu dieser gehören bis heute wichtige Bestäuber für die Ökosysteme. Der seltene Fund ist wichtig für ein besseres Verständnis der Evolutionsgeschichte dieser Gruppe und ihrer Funktion.

Zunächst untersuchte das Team die Art im Detail unter dem Mikroskop. Später nutzte es die Makrofotografie, um die Details mit besserer Schärfe betrachten zu können. Dies reichte jedoch nicht aus, um die Art zu bestimmen. „Der Bernstein verdeckte wichtige Merkmale des darin erhaltenen Exemplars, die mit der herkömmlichen Mikroskopie nicht zu erkennen sind", erklärt Dr. Viktor Baranov, Erstautor der Studie und Forscher an der Estacion Biologica de Donana – Consejo Superior de Investigaciones Cientificas (CSIC).

Das Team musste auf modernste Techniken zur Visualisierung von Fossilien zurückgreifen, wie die auf Synchrotronstrahlung basierende Röntgenmikrotomographie des Hereons. Jene ermöglichte es, mit Hilfe hochbrillanter Röntgenstrahlen ein 3D-Bild des Insektenfossils zu erstellen. „Diese Technologie ist vergleichbar mit der CT-Tomographie, die Mediziner zur Diagnose von Krankheiten einsetzen. Wir können damit ein dreidimensionales Abbild des untersuchten Objektes am Computer erstellen. Dieses digitale Modell kann beliebig gedreht und geschnitten werden, so dass auch verdeckte Merkmale zugänglich werden“, sagt Hereon-Forscher Dr. Jörg Hammel.

Beste optische Darstellung

Abbildung Insekt Röntgenmikrotomographie

Mikrotomografische Aufnahme von Christelenka multiplex. Foto: CSIC/ Viktor Baranov

Auf den Bildern zeigte das Exemplar eine eigenartige Kombination von morphologischen Merkmalen – sie beschreiben Struktur und Form der Organismen - ohne offensichtliche Anzeichen einer Verwandtschaft mit einer der anderen Familien der Acalyptrata-Gruppe. „Dies bedeutete, dass es sich um eine noch nie beschriebene Familie handelt. Es ist eine wichtige Entdeckung, aber auch eine äußerst seltene, trotz der enormen Vielfalt an Insekten", betont Baranov. Die neue Familie wurde Christelenkidae genannt – nach der prominenten Hamburger Bernsteinsammlerin Christel Hoffeins in Anerkennung ihres Beitrags zur paläontologischen Wissenschaft. Die neue Art heißt Christelenka multiplex.

Die Acalyptrata-Gruppe ist groß und vielfältig, allerdings sind ihre Fossilien selten, so dass eine große Lücke über ihre frühe Evolutionsgeschichte klafft. „Die Entdeckung dieser Fliege wird die Erforschung der gesamten Gruppe erleichtern und es uns ermöglichen, besser zu verstehen, wie sie so wichtig geworden ist", resümiert Baranov. „Ein solches Verständnis ist angesichts der anhaltenden Krise der biologischen Vielfalt und des daraus resultierenden Rückgangs der natürlichen Bestäuber besonders wichtig."

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